• Hallo,

    Wie schon geschrieben war ich auf der Kuteno und wollte mich zu dem aktuellen Thema Rezyklate weiter informieren. Ist doch überall in aller Munde hört man immer mehr dass es immer mehr darauf hinaus läuft, dass sich die Compoundeure das größte Stück des Kuchens abschneiden wollen.


    Gehört: "Sie können doch nicht 20% Rezyklat einfach zumischen, ohne dass wir es wieder stabilisiert haben."


    Jetzt ist Mahlgutverarbeitung nichts Neues. Das sollte jeder irgendwo gut oder sehr gut hin bekommen. Aber wenn man dann weiter über die Messe schlurft kommt eine andere Frage auf. Was ist mit denen, die sich schon seit Jahren Gedanken darüber gemacht haben, vor allem im Feld Abfallvermeidung? Wenn Kunde xy "verlangt" jetzt auf einmal 20% Rezyklat zu nutzen, obwohl wir in den Jahren der Zusammenarbeit schon immer auf HK+NVD oder HK-direkt gesetzt haben? Wird uns der Green Deal "bestrafen" oder weiß jemand, dass man die Rezyklatforderungen, die kommen sollen auch auf diese Art weg argumentieren kann?

  • Allen Ernstes, das Thema ist doch uralt! Kann mich erinnern, dass ich Mitte der 90er ein "Rücklaufmaterial-Projekt" dahingehend umgesetzt habe, dass alle eingefärbten Rücklaufteile aus Polystyrol SB/PS (Hauptmenge in der Spritzerei) gemahlen, vom Compoundeur granuliert und dann wieder verarbeitet wurde. Beim Compoundieren wurde das Material schwarz eingefärbt und da diese Farbe das größte Verarbeitungsvolumen war, haben wir das komplette Rücklaufmaterial auf einem Dauerläufer (800 to SGM) zu 100% Rezyklat verarbeitet. Und man mag es kaum glauben: Die schwarzen Teile hielten im begleitenden Bruchdauertest am längsten.

    Infos zum Prozess:

    - Dauerläufer (2 Werkzeuge im Wechsel immer nach 250.000 Zyklen)

    - 2+2 fach Etagenwerkzeug (Wartungszyklus 250.0000 Schuss)

    - 800 to Maschine

    - Entnahme freier Fall ohne Handling

    - Zyklus 18,5 sec

    - Heißkanal mit NVD direkt

    - 4-fach-Innendruckumschaltung(!)

    - Anlage vollautomatisiert (incl. Etikettierung, Teile stapeln und in Karton verpacken)

    - Oberflächenspritzguss (Premium-Büroartikel)

    Teile gingen ohne jede Sichtkontrolle direkt in den Verkauf ...... (damals noch Premium-Marke LEITZ)


    Ich kann zu dem ganzen Thema nur sagen "es geht"! Voraussetzung: Entsprechendes Equipment und Spritzguss-Knowhow ... ;) ;)

  • Ich kann zu dem ganzen Thema nur sagen "es geht"! Voraussetzung: Entsprechendes Equipment und Spritzguss-Knowhow ... ;) ;)

    Ich ergänze noch um das richtige Rezyklat. Was bringt mir die Rezyklat-Pflicht, wenn ich am Ende eine schlechtere Artikelqualität erreiche?

    Ich bin auch mal gemein. Seit den 90er haben sich die Geometrie deutlich geändert und die Anforderungen stiegen. Die müssen natürlich alle erfüllt werden.

  • Bei dem besagten Produkt nicht, es geht um den DIN A 4 Ablagekorb .... Aber Vorsicht, auch der hat's in sich ;)

    Ablagekorb_DINA4.jpg

    Ich rede eher über Strukturbauteile, wo mit dem falschen Rezyklat sich die Fließeigenschaften ändern und dann kaum noch ein Gutteil produziert wird. Wenn Rippen anders gefüllt werden, gibt es andere Bindenähte und Lufteinschlüsse wandern. Hab vor einigen Jahren mit einem Spritzgießer schon darüber gesprochen und er konnte mit dem vorgeschlagenen Anteil an Rezyklat keinerlei Gutteile herstellen.
    Stattdessen sollten eher Anreize geschaffen werden, aber nicht mittels Zwang. Die funktionieren besser. Was spricht dagegen die Energieeinsparung als Anreiz zu setzen? Wenn die Nutzung von Rezyklat ein Weg ist, wird er genommen. Wenn eine bessere Artikelkonstruktion sogar mehr Energie spart, wird dieser Weg eher genommen.

  • Klar ist, dass technische geometrisch komplexe Teile da eine andere Herausforderung sind, jedoch kann ich auch da aus vielen Erfahrungen berichten, dass ein Rezyklat-Anteil 1. möglich ist und 2. oft sogar hinsichtlich Fließeigenschaften Vorteile bringt. Wie ich schon erwähnte: Es muss richtig und proaktiv(!) angegangen werden, nicht einfach mal Material zusammenmischen und dann schauen was passiert. So funktioniert's nicht! Ich sehe immer wieder schon am Beginn der Prozesskette gravierende Fehler: Nicht homogenes Vermischen von Rezyklat und Original - hier scheitert es schon zu oft am fehlenden 2k-Mischer. Zusätzlich sollte zur besseren Vermischung (besonders bei Kleinteilen) eine Mischdüse genutzt werden. Auch ist es wichtig mit optimalem Entgasen die Mischung zu plastifizieren (Zylindertemperaturen).

    Es gibt noch mehr Möglichkeiten, um die Viskositätsschwankungen zu beseitigen, z. B. ein gemischtes Volumen X (2 to) mit einem Schneckenmischer homogenisieren. Die Compoundeure kennen das Thema.

  • Klar ist, dass technische geometrisch komplexe Teile da eine andere Herausforderung sind, jedoch kann ich auch da aus vielen Erfahrungen berichten, dass ein Rezyklat-Anteil 1. möglich ist und 2. oft sogar hinsichtlich Fließeigenschaften Vorteile bringt. Wie ich schon erwähnte: Es muss richtig und proaktiv(!) angegangen werden, nicht einfach mal Material zusammenmischen und dann schauen was passiert. So funktioniert's nicht! Ich sehe immer wieder schon am Beginn der Prozesskette gravierende Fehler: Nicht homogenes Vermischen von Rezyklat und Original - hier scheitert es schon zu oft am fehlenden 2k-Mischer. Zusätzlich sollte zur besseren Vermischung (besonders bei Kleinteilen) eine Mischdüse genutzt werden. Auch ist es wichtig mit optimalem Entgasen die Mischung zu plastifizieren (Zylindertemperaturen).

    Es gibt noch mehr Möglichkeiten, um die Viskositätsschwankungen zu beseitigen, z. B. ein gemischtes Volumen X (2 to) mit einem Schneckenmischer homogenisieren. Die Compoundeure kennen das Thema.

    Ich hab nie behauptet, dass es nicht möglich ist. Es muss mir Sinn und Verstand angegangen werden und das fehlt mir aktuell. Ich hab durch diese Pflicht eher das Gefühl, dass so manche großen Firmen ihren Rückstand verwischen wollen und möglichst schnell sich gut verkaufen wollen. Eine schlechte Artikelkonstruktion, die übermäßig viel Material braucht, wird damit schön gerechnet. Die bessere Lösung wird durch diese Pflicht sogar torpediert, dass man Material spart und Rezyklat nutzt.

    • Official Post

    Zitat Behrens: Übrigens: Meines Wissens mischen die Materialhersteller in das klassische PA 6.6 GF heute schon 30% Rezyklat in die A-Ware .... aber dazu kann sicherlich petersj einige Infos geben(?) ....


    Wer so etwas macht, betrügt seine Kunden! In einer A-Ware darf kein Krümel Mahlgut oder Rezyklat sein. Daher sind bei uns grundsätzlich alle A-Waren aus Neuware (virgin genannt) hergestellt. Danach kommen die B-, C- und D-Typen. Ist ein Material aus rezyklierten Rohwaren hergestellt (z.B. Bottle-flakes oder Ähnlichem) steht nirgendwo etwas von A-Ware.

    Es läuft sogar eher umgekehrt: In ein Rezyklat wird teilweise Neuware eingearbeitet um entsprechende Ziele zu erreichen.

    Und das Produkt "Rezyklat" oder "Regenerat" muss nicht mehr zwangsläufig "Schwarz" werden. Dazu werden mit hohem Aufwand Güter ausgesucht, die die erwünschten Farbziele auch möglich machen. Bis hin zu transparenten Einstellungen. Aber klar: Das beliebte "Schwarze Rezyklat" gibt es auch noch.


    Und das, was viele Betriebe machen, Mahlgut aus Angüssen und Fehlteilen wieder zumischen, hat nichts mit Rezyklat zu tun. Das wird schon seit zig Jahren gehandhabt.

    Die Erzeugung von entsprechenden Rezyklaten wird inzwischen mit entsprechend großen Warenströmen gehandhabt und hat mit dem "Einmischen von Mahlgut" überhaupt nichts mehr zu tun.

    Noch nähere Informationen zu diesem Thema gibt es bei:

    MOCOM - Compounding excellence.
    Compounding of polymers.
    www.mocom.eu

    WIPAG
    Specialist for the production of compounds by plastics processing as well as the implementation of individual circular economy concepts.
    www.wipag.com


  • petersj danke für die Infos, dann habe ich da wohl etwas falsch verstanden, oder benannt (A-Ware) .... Beispiel war vor Jahren mal ein Produkt, bei dem der Kunde (OEM) eine Ware vorgegeben hatte, in die Rücklaufmaterial eingearbeitet war - war dann sicherlich eine B-Ware o. ä. ..... Nannte der Spritzgießer *Original-Ware vom Hersteller" .....


    Man lernt immer dazu .... besonders hier im Forum :) :)

    • Official Post

    Wir haben verschiedene OEMs, die bei uns Kunde sind, und explizit Recyclingware verlangen. Der Wunsch ist natürlich "near to prime2" , also übersetzt "so gut und nahe ran an eine Neuware. Und es werden ständig Neuprodukte entwickelt aus Recykling-Rohstoffen, mit denen wir diese Ansprüche erfüllen können. Und diese Kunden legen auch großen Wert darauf, dass diese Stoffe tatsächlich aus dem Recycling kommen. Das müssen wir z.T. auch entsprechend zertifizieren.

  • Ich kann mich irren, aber ich denke, dass es dem Themenersteller (auch) um das Thema: Mahlgut vs. Rezyklat vs. Regranulat ging.


    Da dürften die Unterschiede gerade bei technischen Kunststoffen schon deutlich sein, da viele Additive beim Plastifizieren stärker abbauen als das Polymer bzw. sogar flüchtig sind, wodurch sich die Eigenschaften beim Rezyklat schon deutlich unterscheiden können.

    • Official Post

    Man muss sich die Begriffe Mahlgut, Rezyklat und Regranulat mal ganz sinnig auf der Zunge zergehen lassen.

    1.) Beim Zusatz von Mahlgut spricht man von eingemahlenen Angüssen und nicht IO Teilen im laufenden Prozess, die dem Spritzguss direkt wieder zugeführt werden. Wie Behrens schon sagt, in der Regel bis 10% kann das ohne Leistungsverlust der Polymere funktionieren..

    2.) Rezyklate sind Materialien die nicht unmittelbar im laufenden Prozess wiederverwendet werden. Meistens werden diese Produkte neu extrudiert, oft sogar mit der Zugabe von neuen Additiven, Farbstoffen und weiteren Rohstoffen. Nicht selten entstehet daraus ein neues, anderes Produkt.

    3.) Regranulate sind Materialien, die nach dem Mahlen wieder ohne Zugaben weiterer Stoffe zu einem Granulat extrudiert werden, um z.B. die Korngrößen zu wahren und um Staub aus dem Mahlprozess einzubinden.


    Leider werden diese Begriffe immer wieder gemischt, falsch interpretiert und führen dann zum Miss(t)verstehen.

  • Danke für die Aufklärung, ich hatte Regranulat und Rezyklat verwechselt!


    Zum Thema Mahlgut (direkt) beigeben hab ich hier im Forum schon andere Beiträge gelesen: Hauptsächlich die Probleme 1. Korngrößenverteilung (kleine Bruchstücke Verbrennungsgefahr, große Brocken Aufschmelz- und Dosierprobleme) und 2. endloses Verbleiben von einem geringen Anteil, der immer neue Runden dreh: (10% 2x plastifiziert, 1% 3x, 0,1% 4x, ....), wenn nicht zwischendurch mit 100% Virgin gefahren wird.

  • Hm,


    also Wie weiter oben schon beschrieben, definiert der GKV es so ( und für mich ist das Logisch!)

    Rezyklat ist der Überbegriff von:


    - Mahlgütern

    - Regranulaten (OHNE weitere Zusätze/Additive wieder granuliert, daher auch RE-Granulat, bzw. wieder-granuliert )

    - Regeneraten (MIT weitere Zusätze/Additive wieder granuliert, daher auch RE-Granulat, bzw. wieder-granuliert )


    Auch hier ist ja wie so oft die Frage, was will ich aus dem Material fertigen?

    Z.B. Shampoo.- Duschgelflaschen sind heute so gut wie immer aus Rezyklat, AUSGENOMMEN, der Deckel, da dort die Scharnierwirkung nur mit

    Neuware funktioniert.

    Auf der Kuteno erfuhr ich, dass u.a. auch "Lotte" nun Material anbietet, wo der Rezyclatanteil bei bis zu 85% liegt. Wo es funktioniert, ist es auch i.O.,

    aber es funtioniert halt nicht überall und an jedem Artikel.

    Die mechanischen Eigenschaften sind ja auch "nur" 1 Aspekt. Die Oberflächengüte (z.B. auf Grund von Verunreinigungen ect. im Rezyclat, ist ne ganz andere Geschichte.

  • Mir ging es vordergründig nicht um Rezyklate und Regranulate.

    Dass sich viele hier informieren (oder halt noch zwingend informieren müssen) ist mehr als klar.


    Der Punkt, der mich umtreibt ist, wie es sich verhalten wird, wenn ich "Abfallvermeidung" mit HK betreibe, und das schon sehr lange.

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