Wareneingangskontrolle PPS-I-MD65. Was ist am sinnvollsten zu prüfen?

  • Hallo Gemeinde


    Ich melde mich hier aus einem Neuanfang. Es wird eine komplett neue Kunststofffertigung aufgebaut. Wir wollen Aluminiumdruckgußeinleger mit PPS-I-MD65 umspritzen.

    Es wurde nun die Aufgabe gestellt die Wareneingangskontrolle zu gestallten. Meine Idee war nun den MFR der auf dem Werksprüfzeugnis angegeben ist gegen zu prüfen.

    Es war auch DSC im Gespräch dies erschien mir aber zu aufwendig und zu teuer. Auf jeden Fall möchten wir etwas messen.

    Was ist Eurer Meinung nach am sinnvollsten neben der Plausibilität.

    Und welches Prüfgerät würdet Ihr empfehlen.


    Grüße

  • Nur den MFI messen, wird nicht immer alle Schwachstellen offen legen. Ich begleite seit ein paar Wochen einen Materialmangel, weil mein Kunde eine schlechte Charge bekommen hat, diese aber nicht mittels Messung des MFI erkannt wurde. Auch nicht im Prozess, weil die Prozessparameter identisch waren und das gleiche Ergebnis lieferten. Nur war bei der schlechten Charge ein Problem mit der Bindenaht vorhanden. Was eine ähnliche Aussagekraft wie eine DSC-Analyse hat, ist die IR-Spektroskopie. Die erkennt die gleichen Dinge, aber nicht so präzise. Aus der IR-Spektroskopie haben wir direkt sehen können, dass die beiden Chargen deutliche Unterschiede haben, obwohl der MFI und der reale Prozess nichts in die Richtung geliefert haben. Man muss es nur interpretieren können.

  • Darf ich fragen, warum ihr unbedingt etwas messen "wollt".


    Ihr zieht eine neue Fertigung hoch und umspritzt Metalleinleger. Welche Probleme erwartet ihr, dass ihr trotz Materialprüfzeugnis unbedingt Werte braucht.

    Schwankungen zwischen den Materialchargen werdet ihr definitiv bekommen. Das steht im Prüfzeugnis und die Toleranzen sind so hoch, dass das einfach in Kauf zu nehmen ist (so lang eben in den Toleranzen natürlich).


    Seid ihr in der Lage, vom Ergebnis einer Prüpfung in der WEP Rückschlüsse für eure Fertigung zu ziehen? Was macht ihr bei zu starken Abweichungen vom Prüfzeugnis (Was heutzutage selten vorkommt)?

    • Official Post

    Was ihr prüfen wollt, was ihr prüfen könnt und was sinnvoll ist, sind völlig unterschiedliche Möglichkeiten. Dabei kommt es auf die Materialien und auf die zu erwartenden Probleme im Spritzguss an. Eine wirkliche Fließfähigkeit kann ganz gut (und vor allem Spritzgussverwandt) mittels HKV ermittelt werden. Ansonsten, wie schon oben erwähnt, ist IR zur Materialbestimmung eine Möglichkeit, mit der aber auch nicht alles gut bestimmt werden kann. Vor allem braucht man für eine gut vergleichbare IR-Materialbestimmung eine entsprechende Materialbibliotek, die zwar für eine gewisse Summe gekauft werden kann, jedoch aber gewisse Spezialitäten nicht enthalten wird. Dazu ist eine gute Erfahrung zur Beurteilung der Grafiken erforderlich.

    Bei HKV haben wir die Erfahrung gemacht: Wer billig kauft, kauft zweimal. Daher sind wir jetzt wieder nach verschiedenen ausländischen Produkten bei Göttfert gelandet. Beim IR gibt es jedoch viele brauchbare Anlagen. Da muss man sich verschiedene vorführen lassen, am besten mit mitgelieferten Materialien.

    Ach ja: Eine einfache Fliessspirale im Spritzguss kann auch gute Ergebnisse bringen und ist bei allen Messmethoden sicherlich noch die preisgünstigste aller Möglichkeiten.

    Ansonsten solltet ihr mit jeder Charge ein Werksprüfzeugnis beauftragen. Damit braucht nicht mehr viel gemessen werden und darauf ist meistens Verlass.

  • Hallo

    es ist seitens der Qualitätssicherung auf jeden Fall gewünscht etwas zu messen. Da war es naheliegend das WEP gegenzuprüfen.

    Ich bin mir bewußt, das es immer Chargenschwankungen geben wird und das die Qualität weit daneben liegen muss bis man eine Handehabe gegenüber dem Lieferanten hat.

    Bisher habe ich nur Reklamationen erlebt, wenn es um Rezyklate ging.

  • Hallo

    es ist seitens der Qualitätssicherung auf jeden Fall gewünscht etwas zu messen. Da war es naheliegend das WEP gegenzuprüfen.

    Ich bin mir bewußt, das es immer Chargenschwankungen geben wird und das die Qualität weit daneben liegen muss bis man eine Handehabe gegenüber dem Lieferanten hat.

    Bisher habe ich nur Reklamationen erlebt, wenn es um Rezyklate ging.

    Na wenn einfach nur "irgendetwas" gemessen werden und mit dem Werksprüfzeugnis verglichen werden soll, dann würde ich auf die einfachste günstigste Art und Weise rangehen, damit die QS Ruhe gibt. Sinnvoll erscheint mir das (und so wirken auch die Posts der Vorredner) nicht unbedingt.

    Wenn man das macht sollte man es eigentlich richtig machen z.B. HKV (wie von petersj vorgeschlagen). Und dann wird es nicht ganz günstig und Bedarf auch noch etwas Erfahrung bzw. eine gute Unterweisung.

    Ich würde hier vielleicht nochmals in ein 3er Gespräch gehen mit QS, Materiallieferant und dir. Vielleicht findet man ja eine Lösung, die für alle günstig und zufriedenstellend ist (vorallem da ihr noch keine negativen Erfahrungen mit Neu-Material gemacht habt)

  • Nur den MFI messen, wird nicht immer alle Schwachstellen offen legen. Ich begleite seit ein paar Wochen einen Materialmangel, weil mein Kunde eine schlechte Charge bekommen hat, diese aber nicht mittels Messung des MFI erkannt wurde. Auch nicht im Prozess, weil die Prozessparameter identisch waren und das gleiche Ergebnis lieferten. Nur war bei der schlechten Charge ein Problem mit der Bindenaht vorhanden. Was eine ähnliche Aussagekraft wie eine DSC-Analyse hat, ist die IR-Spektroskopie. Die erkennt die gleichen Dinge, aber nicht so präzise. Aus der IR-Spektroskopie haben wir direkt sehen können, dass die beiden Chargen deutliche Unterschiede haben, obwohl der MFI und der reale Prozess nichts in die Richtung geliefert haben. Man muss es nur interpretieren können.

    DSC war auch im Gespräch, ich hielt es für die reine Wareneingangskontrolle doch für sehr teuer und aufwendig. Dazu bräuchte man doch auch eine Referenz vom Lieferanten?!

  • DSC war auch im Gespräch, ich hielt es für die reine Wareneingangskontrolle doch für sehr teuer und aufwendig. Dazu bräuchte man doch auch eine Referenz vom Lieferanten?!

    DSC ist auch nicht günstig. Die Referenprobe nehmt ihr selbst und vergleicht anschließend Materialien aber auch eure Erzeugnisse könnt ihr somit selbst überprüfen.


    Wie meinem ersten Post bini ch kein Freund von "wir messen, weil was gemessen werden muss". Aber natürlich gibt es auch sinnvolle WEP- Methoden für Kunststoffe. Was für euch im Vordergrund stehen muss ist "Qualität nicht um jeden Preis". Wenn ihr mit dem Produkt Umsatz x macht "reicht" das für Messmethode/ Messstrategie y. Aufwand/ Nutzen sollte hier im Vordergrund stehen.


    Das ist im Umkehrschluss dann der Ansatz dafür, ob ihr erfasst (in der Steigerung):

    - Ist das Material überhaupt das, das es sein soll

    - Sind Grundangaben über die Eigenschaften des Materials korrekt

    - Welche rheologischen Eigenschaften besitzt das Material und wie springen diese über Chargen


    Edit: Würde mich echt interessieren, ob jemand Scherviskosität in seiner WEP hat! Wenn ja, bitte mal Info

  • DSC war auch im Gespräch, ich hielt es für die reine Wareneingangskontrolle doch für sehr teuer und aufwendig. Dazu bräuchte man doch auch eine Referenz vom Lieferanten?!

    DSC ist einfach zu teuer dafür. Bei der IR-Spektroskopie braucht es auch Referenzwerte, aber die kann sich auch selbst über die Zeit aufbauen oder mit den Rückstellproben des Herstellers aufbauen.

    Eine sehr hohe Sicherheit bringt die Messung des MFI und die IR-Spektroskopie. Beides relativ günstig und auch schnell durchgeführt. Eine absolute Sicherheit werden diese beiden Methoden nicht bringen. Dafür wäre eine DSC-Messung, eine Viskositätsmessung, eine pvT-Messung und auch die Messung der Wärmeleitfähigkeit notwendig. Dann ist jede Charge fein säuberlich dokumentiert, aber das kostet einen sehr guten vierstelligen bis fünftstelligen Betrag.

    • Official Post

    Ich habe noch mal bei uns nachgefragt ob ein MFR/MVR bei diesem Material PPS mit 65% GF sinnvoll ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei diesem Material die Düse des Gerätes zugesetzt wir und der MVR/MFR ohne eine relevante Aussage ist. Daher kommt bei uns für PPS mit hohem Füllstoffanteil (auch mit niedrigem Füllstoffgehalt) ausschließlich der HKV in Frage. Zur weiteren Prüfung benutzen wir ausschließlich dann DSC und TGA, Zug- und Biegefestigkeit, Schlagzähigkeit (Charpy), Vicat und HDT.

  • Wareneingangsprüfung ist gut, solange sie sinnvoll und darauf ausgelegt ist, wobei es beim Endprodukt ankommt.
    Wenn ich z.B. Werbekugelschreiber herstelle, brauch ich keinen Zugversuch durchführen.


    "Nur" ein MVR/MFR, ist ebenfalls nur bedingt aussagefähig, da es "eigentlich nur ein Laborwert " ist. Da würde ich schon eher eine Fließspirale vorschlagen, da ich hier zumindest Einflüsse aus dem Spritzgussprozess mit einfließen lasse, aber wie petersj schon richtig erwähnte, macht eine MVR/MFR-Messung eh keinen Sinn, wenn das Material gefüllt ist.

    DSC...kann man machen, aber m.E. (da mag jeder anders drüber denken), ist dass eher etwas, wenn ich ein Material nicht kenne, oder ich eine Recyclingware einsetze, um festzustellen, ob sich Bestandteile anderer Kunststoffe (oder Füllstoffe) im Material befinden.

    Infrarotspektroskopie, kann man machen. Die Referenzkurve würde ich dann aber schon selber aus der ersten "i.O. - Lieferung erstellen, da habe ich dann wenigstens das gleiche Prüfgerät, mit dem ich im nachhinein die weiteren Lieferungen prüfe.

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