lagegeregelte Schnecke

  • Hallo zusammen,


    bei der Fa. Arburg gibt es die Option für lagegeregelte Schnecken.

    Kann mir bitte jemand erklären was das genau bedeutet, und wie das mit dem Proportional-Wegeventil zusammen hängt.

    Hintergrund: Die Proportional-Wegeventile sind bei uns öfters defekt und diese sind mit ca. 5000€ recht teuer.

    Deswegen frage ich mich ob diese Option für uns Sinn macht.

    Soweit ich es verstanden habe sind lagegeregelte Schnecken da um:


    - höhere Dosiergenauigkeit

    - präzises, dynamisches Einspritzen

    - höhere Wiederholgenauigkeit des Dosierens


    zu erreichen.


    Wir verarbeiten Hauptsächlich TPE / Schussgewicht ca. 10-15g / 25er Zylinder / 40sek. Zykluszeit / einfache Zylindrische Kabelumspritzung

    Ist es überhaupt Nötig eine lagegeregelte Schnecke als Option zu wählen?

    Oder wird hier einfach Sinnlos Geld verpulvert? :/


    Gruß Tino


    Habt bitte Nachsicht war meine erste Frage! :)

  • Ich hielt in der Vergangenheit und halte erst recht auch heute diese Technik immer noch für völlig unnötig!!!


    Soweit ich es verstanden habe sind lagegeregelte Schnecken da um:


    - höhere Dosiergenauigkeit

    - präzises, dynamisches Einspritzen

    - höhere Wiederholgenauigkeit des Dosierens


    zu erreichen.

    Ein guter Spritzgießer bracuht dafür keine *lagegeregelte Schnecke*! Zudem behaupte ich, dass die Lageregelung mehr Nachteile als Vorteile hat.


    Vielleicht habe dieses Technik bisher auch immer falsch verstanden, daher wäre auch ich dankbar, wenn hier im Forum Funktion und Sinn solcher Lageregelung mal plausibel erklärt .... :)

  • Hallo Tino,


    diese Frage bekomme ich auch immer wieder mal in meinem alltäglichen Berufsleben gestellt.


    Kenne sogar einen Betrieb, wo es den direkten Vergleich gibt, in gleicher Anzahl Maschinen, wo mit und ohne läuft.

    Und siehe da, die ohne mache auch ihren Job genauso gut, als die mit !

    So wie Behrens schon sagte, und dies ist auch meine persönliche Meinung darüber, braucht man es nicht wirklich, wenn man wirklich Ahnung von der Materie hat.


    Den einzigen Vorteil den ich sehe, aber diesen haben andere Mitbewerber auch, ist der Servoelektronische Antrieb an der Schnecke.


    Aber glaube nicht, das er bei euren Material/ Artikel überhaupt benötigt wird.


    Lasse mich aber auch hier gern noch belehren von meinen Forumskollegen.


    Beste Grüße

  • Moin zusammen,


    bei der Lage Regelung wir der Einspritzkolben beim Einspritzen zwischen zwei Druckpolstern "eingespannt". Ganz platt gesagt ist die Lageregelung wie eine Abluftdrossel in der Pneumatik.


    Maschinen die servoelektrisch Einspritzen sind sind von Haus aus Lagegeregelt. Das bringt die Servotechnik eben schon mit.


    Ich finde die Lageregelung recht hilfreich:

    Sie hilft die Energie aus der Vorwärtsbewegung der Schnecke (beim Einspritzen) sauber abzubauen und somit dann auch sauber (auch per WID) Umschalten zu können. Gerade wenn man viel Masse (Große Spritzaggregate) und somit eine hohe Trägheit hat ist es ebenfalls von Vorteil, da die Schnecke dann wirklich abbremst an dem Punkt wo ich es möchte und den Punkt nicht erst noch überfährt.

    Klar könnte man jetzt sagen "dann brems halt früher". Das ist teilweise schwierig wenn man mit Glasfasermaterial eine hohe Oberflächengüte am Fließwegende erreichen muss. Auch da gibt es vielleicht andere Ansätze, aber wir bekommen das mit der Technologie so recht sauber hin.


    Es gibt also auch hier wieder Anwendungsbereiche wo das hilfreich ist.


    Gruss Daniel

  • Was ist "Lage geregelt", die radiale Bewegung oder die axiale Bewegung?


    Ich halte jede "mechanische Starrheit" in den *Ausformbewegungen* (Einspritzen und Nachdruck) für ungut ... ist meine Meinung.


    Man könnte ja auch die Frage stellen, ob ARBURGmaschinen nur mit der "Lageregelung" manche Bewegungen präzise schaffen, was die anderen Fabrikate ohne diese Technik schaffen ... ;)

  • Moin,


    die Einspritzbewegung, also die axiale Bewegung, ist Lage geregelt.


    Bei langsamen Kolbengeschwindigkeiten tritt der "Stick-Slip Effekt" (Ruckgleiten) auf. Wenn man einen Zylinder bewegt der keine Drossel auf der Gegenseite der Bewegung hat, kann sich der Zylinder ruckartig bewegen. Wird eine Drossel eingebaut, dann ist der Zylinder "eingespannt" und bewegt sich immer sauber und Ruckfrei. Und das sowohl beim beschleunigen, wie auch beim abbremsen.


    Vorteile also:

    - sauberes Abbremsen aus hohen Geschwindigkeiten

    - sicheres Bewegen bei kleinen Geschwindigkeiten


    Ich habe mit diesem Verfahren auf Arburg Maschinen Oberflächen erzeugt die mit einer KM (MC5 ohne Lageregelung) nicht zu schaffen waren.


    Behrens : Was meinst du mit "mechanische Starrheit"


    Gruss Daniel

  • Wenn man einen Zylinder bewegt der keine Drossel auf der Gegenseite der Bewegung hat, kann sich der Zylinder ruckartig bewegen. Wird eine Drossel eingebaut, dann ist der Zylinder "eingespannt" und bewegt sich immer sauber und Ruckfrei. Und das sowohl beim beschleunigen, wie auch beim abbremsen.

    Da muss ich aber sagen, dass ich solche von dir genannten "Ruckbewegungen" bei anderen Maschinen nicht wahrgenommen habe, somit bestätigt das ja meine Vermutung, dass die anderen Fabrikate die sog. "Lageregelung" ohnehin als Standadausstattung haben?!


    Ich habe mit diesem Verfahren auf Arburg Maschinen Oberflächen erzeugt die mit einer KM (MC5 ohne Lageregelung) nicht zu schaffen waren.

    Diese Aussage hilft ohne Verifizierung des Maschinenverhaltens (z. B. Kurven der Schneckenbewegung beider Fabrikate abgleichen) erstmal nicht weiter. Zudem gibt es auch reichlich Oberflächenteile, die optimal mit allen anderen Fabrikaten hergestellt werden. ;)

    Behrens : Was meinst du mit "mechanische Starrheit"

    Damit meine ich Bewegungen, die formschlüssig über Spindeln erzeugt werden, daher plädiere ich beim Präzisionsspritzguss auch immer noch für hydraulische Antriebe beim Einspritzen. Mag sein, dass das bei mir noch aus der Zeit der *ersten europäischen Elektrischen Maschinen* hängen geblieben ist .... ;)


    wir durften im Studium an einen Vortrag über physikalisches Schäumen teilnehmen, dabei wurde explizit darauf hingewiesen dass dafür eine lagegeregelte Schnecke erforderlich ist.

    Mir ist explizit dieses Thema beim Schäumen nicht bekannt, kenn reichlich geschäumte Teile, die auf Ferromatiks oder KMs gelaufen sind .... war der Vortragshaltende zufällig aus dem Schwarzwald? ;) ;) ... ein Schelm, der da Böses denkt. :D

  • Da muss ich aber sagen, dass ich solche von dir genannten "Ruckbewegungen" bei anderen Maschinen nicht wahrgenommen habe, somit bestätigt das ja meine Vermutung, dass die anderen Fabrikate die sog. "Lageregelung" ohnehin als Standadausstattung haben?!

    Die Lage Regelung gab es damals (über 10 Jahre her) bei KM auch gegen Aufpreis. Also war die nicht serienmässig verbaut. Sereinmässig wird fast überall, der Einspritzkolben auf der Gegenseite Richtung Tank geöffnet und das Öl kann somit ungehindert abfließen. Das Material im Zylinder und der Gegendruck des Werkzeug "bremsen" dann den Einspritzkolben und somit die Schnecke in der Vorwärtsbewegung ab. Bei hohen Geschwindigkeiten kommt es dann zu den Überschwingern ( Massenträgheit) und bei sehr langsamen Geschwindigkeiten zum Ruckgleiten (heißt übrigens wirklich so, keine eigene Erfindung).

    Diese Aussage hilft ohne Verifizierung des Maschinenverhaltens (z. B. Kurven der Schneckenbewegung beider Fabrikate abgleichen) erstmal nicht weiter. Zudem gibt es auch reichlich Oberflächenteile, die optimal mit allen anderen Fabrikaten hergestellt werden. ;)

    Damals war ich leider noch nicht so weit wie heute. Deshalb hab ich leider keine Kurven mehr ;)


    Und ja, ich bin halt ein Arburg Fan 8) . Liegt aber halt einfach da dran, das ich seit 20 Jahren hauptsächlich damit arbeite.


    Gruss Daniel

  • So ganz schlau werde ich aus Arburgs Marketing-Verlautbarungen nicht - aber so wie es scheint, betrifft es das Dosieren, als auch die axiale Bewegung beim Einspritzen.

    Wie schon richtig festgestellt, ist ein Servoelektrischer Antrieb mit direktem Wegmessystem automatisch lagegeregelt. Dies ist bei Rotationsachsen heute State of the art.

    Bei hydraulischen Anlagen hat man Effekte wie die Kompressibilität des Hydrauliköls, die zwar im ppm-Bereich sind, aber bei sehr großen (negativen) Beschleunigungen zum Nachfedern führen können. Da die Bremswirkung auch durch den Fließwiderstand der Schmelze erzeugt wird, dürfte diese bei starken Viskositätsschwankungen auch streuen.

    Noch deutlicher ist dieser Effekt bei pneumatischen achsen, weshalb diese im Präzisionsbereich häufig gegen einen Federdämpfer (hydr./mech) fahren, der über den Widerstand die Geschwindigkeit gleich hält.


    Für Sonderverfahren ist die aktive Bremsung des Schneckenkolbens sicherlich sinnvoll, ein "game Changer" scheint es eher nicht zu sein. Die Option gibt es bestimmt bei anderen Herstellern auch unter anderem Namen oder gar ganz ohne "Buzzword" ;)

    Für das erweiterte System (Software-Baustein) scheint inzwischen der Begriff "ScrewPilot" zu kursieren in der Arburg-Welt.

  • Mir ist explizit dieses Thema beim Schäumen nicht bekannt, kenn reichlich geschäumte Teile, die auf Ferromatiks oder KMs gelaufen sind .... war der Vortragshaltende zufällig aus dem Schwarzwald? ;) ;) ... ein Schelm, der da Böses denkt. :D

    Ne, war von der Firma Trexel.


    Kann dir bei Bedarf gerne die Präsentation zukommen lassen.


    Ob die Aussage wirklich stimmt oder nicht kann ich nicht beurteilen, da ich noch keine praktische Erfahrungen mit Schäumen hab.

  • Moin,


    So ganz schlau werde ich aus Arburgs Marketing-Verlautbarungen nicht - aber so wie es scheint, betrifft es das Dosieren, als auch die axiale Bewegung beim Einspritzen.

    Ich denke die Lage Regelung greift nur beim Einspritzen. Dosiert wir bei Arburg meist mittels Hydromotor und da ist das m.W. nicht möglich.


    Gruss Daniel

  • Vielen Dank für die vielen Info´s!


    Es sieht sehr nach meiner Vermutung aus, dass hier nicht wirklich ein Nutzen daraus gezogen wird.

    Ich denke das zukünftige Investitionen ohne die Option getätigt werden.

    Anscheinend ist es aber auch gar nicht so einfach die Lageregelung bei einem Defekt zu deaktivieren, sodass immer repariert/neu gekauft werden muss.

    Kann vielleicht noch jemand was zu dem Proportional-Wegeventil sagen wie das in Verbindung mit der Lageregelung steht?


    Nochmals vielen Dank für die Hilfe :thumbup:


    Gruß Tino

  • Moin Tino,


    ich kann nur von der alten V Baureihe berichten, die ist natürlich nur Begrenzt vergleichbar.


    Das Maschinchen war rund 20 Jahre bei uns im Einsatz wenn sie lief lief sie auch sehr gut, aber das Ventil oder das Kabel für die Lageregelung war trotzdem in sehr regelmäßigen Intervallen defekt.

    In wieweit das bei den heutigen Maschinen so ist kann ich natürlich nicht sagen.


    Das beste war nur als wir die Maschine damals Gekauft haben und der Monteur von Arburg das erste mal danach zu uns in die Halle kam, Zitat: " Ach du scheiße den Mist habt ihr euch andrehen lassen"


    Grüße Tim

  • Hey Tim,


    ja gut zu Wissen, schade das dieses Bauteil immer so teuer ist.

    Intervalle gibt es bei uns gar nicht, Monteure kommen nur wenn was defekt ist. =O

    Wir haben im unseren Standort auch nur V-Maschinen Baujahr 2007-2018 -> sind für Einlegeteile ganz gut geeignet.

    Ansonsten bin ich kein großer Fan der V-Baureihe von Arburg, schon allein der Schutzschieber ist eine Katastrophe.

    Die neuen Maschinen werden dann wohl mit Lichtschranke ausgestattet, da wir dann keine Lageregelung mehr haben. (Einsparung)


    Gruß Tino

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