Heisskanaldüsen variotherm regeln

  • Hallon Gemeinde

    ich hab da mal eine Frage.

    Gibt es schon Regeltechnik um Heisskanaldüsen variotherm zu regeln?

    Ich stelle mir z.B. das so vor, das zum Spritzbeginn eine Temperatur X eingeregelt wird und dann ab Beginn Kühlzeit eine Temperatur Y geregelt wird.

    Gibt es so etwas schon?


    mit freundlichen Grüssen

  • Wozu brauchst du das?


    Du darfst nicht vergessen, dass Kunststoffe ein sehr schlechter Wärmeleiter sind. Wenn die untere Temperaturgrenze erreicht wurde, braucht es längere Zeit, bis der Kunststoff wieder die Zieltemperatur erreicht hat. Im Gegensatz zur Temperierung hast du nur eine kleine Temperaturdifferenz, damit der Kunststoff nicht zersetzt wird und die führt zu sehr langen Aufheizzeiten.

    Falls du ein Werkzeug oder Artikel hast, der lange Zykluszeiten hat, solltest du dich lieber darum bemühen den Artikel und/oder das Werkzeug dahingehend zu optimieren. Das bringt deutlich mehr.

  • Uns wurden Werkzeuge eines Kunden übergeholfen, die in China eingekauft wurden.

    Diese Werkzeuge haben manigfaltige Probleme.

    Wir haben jetzt die Aufgabe trotzdem eine einigermaßen sichere Produktion auf die Beine zu stellen.

    Die Artikel sind aus einem Hostaform, werden direkt angespritzt, die Zykluszeit liegt bei WZ A bei 37sek und Wz B 25sek. Sie werden direkt angespritzt (YUDO-Heißkanal) mit offenen Düsen, die Ausführung und Abstimmung ist mangelhaft. Es entstehen Fäden am Anspritzpunkt, die nur durch "zufrieren" der Anspritzung verhindert werden können. Das ist natürlich hinsichtlich der Prozeßstabilität und Teilequalität inakzeptabel.

    Meine Idee dahinter war jetzt, die Anspritzung im Zyklus "zuzufrieren" und wieder "aufzutauen" für den nächsten Schuß um vielleicht die Nacharbeit zu sparen.

  • Hallo,

    Schonmal mit Yudo gesprochen, ob es ggf. für den verbauten HK eine andere Düse gibt mit Torpedo o.ä. der etwas ins Teil steht (falls das nicht schon so ist). Yudo Deutschland ist da eigentlich schon hilfsbereit meiner Erfahrung nach. Hatte das Problem auch mal mit einem chinesischen Werkzeug mit Yudo HK und da hat der Yudo Deutschland Service ohne meckern jemanden vorbeigeschickt und geholfen.

    Oftmals gibt es ja für eine Baugröße mehrere HK Auslegungen/ Varianten. Vielleicht ist bei euch ja eine drin die nicht Ideal ist.


    Grüße


    DerK

  • Würde auch erstmal über YUDO gehen. Falls es nichts bringt, kannst du dich bei mir melden. Das Problem lässt sich auch anders lösen, wenn das Werkzeug es her gibt bzw. Modifikationen möglich sind. Das sollte auch mit eurem Kunden geklärt werden, ob die Modifikationen erlaubt sind.

  • YUDO war schon mal da, Zitat "bei POM kann man nix machen".


    Wir haben jetzt einen neuen Ortstermin mit YUDO. Wäre es EWIKON oder ähnliche hätten wir schon andere Spitzen drin denke ich.


    Das Werkzeug ist eine Katastrophe: Schweißkonturen allenthalben, auch bei den Anschnittkonturen. Die Konstruktionsunterlagen und das reale Werkzeug haben auch nur bedingt etwas miteinander zu tun.

    Unterlagen zu den Einbauvorschrifften des Heißkanals konnten wir beim ersten Termin nicht bekommen.


    LutherStickl der Wärmehaushalt ist nicht nur bezüglich des Anschnittes mehr als suboptimal.


    Nichts desto trotz haben wir die Aufgabe zu fertigen und kriegen das auch bezahlt.

  • Wenn die Daten schon mit dem echten Werkzeug nicht übereinstimmen, werden jegliche Modifikationen extrem umfangreich und teuer. Lohnt sich vermutlich nicht, wenn alle relevanten Teile neu vermessen werden müssen. Man muss auch die Kostenseite beachten. Eventuell wäre ein Neuwerkzeug günstiger und könnte eure Produktion beschleunigen, sowie die Qualität verbessern.


    Und mein Eindruck von YUDO bestätigt sich nach deinen Aussagen erneut. Leider.

  • Am Material liegt das ganz sicher nicht.

    Das stimmt, obwohl es besonders bei POM einen höheren Anspruch an eine ausgewogene Thermografie gibt! Und seien wir doch mal ehrlich: Das Problem *Kaltpfropfen und Fäden* sind doch kein alleiniges Problem von YUDO, dieses ist ein grunsätzliches Problem bei offenen Düsen und das bei allen Herstellern!

    T. aus S. grundsätzlich ist die Funktion Auf/Zu bei offenen Düsen eine THERMISCHE Funktion. Das heißt, dass vor Werkzeug öffnen "Versiegeln" und mit Beginn Einspritzen "Versiegelung rausdrücken" (ohne Massedruckspitze - siehe Massedruckkurve!!) die beiden Funktionen sind.

    Damit dieses *thermisch homogen und stabil* abläuft, ist der richtige ausgeglichene thermische Zustand von Heißkanaldüse bis zum Einzug/Trichter wichtig!! Hierzu gehört auch die Drehzahl-Schnecke, Dekompression nach Dosieren und besonders auch der Staudruck!
    Somit wäre es von Vorteil, wenn der gesamte Prozess betrachtet wird, dafür solltest du mal die Parameter mitteilen:

    - Art der Schnecke (Barriere- oder 3-Zonen-Schnecke?)

    - Temperaturempfehlung vom Materialhersteller laut Datenblatt ....°C bis ....°C

    - Zylindertemperaturen mit Düse beginnend --> Einzug

    - Heisskanaltemperaturen

    - Schneckendurchmesser

    - Wieviel Schuss sind im Zylinder laut Dosierweg (max. möglicher DosierWeg geteilt durch IstDodierweg)

    - IST-Dosierweg (mm)

    - Staudruck spezifisch (bar)

    - Dekompression (mm)

    - Massepolster (mm)

    - Umschaltpunkt (mm)

    - Zykluszeit

    - Werkzeugtemperatur/Temperierung

    - Umschaltung bei wieviel % Füllung lt. Füllstudie?

    - Einspritzzeit

    - Geschwindigkeitsprofil/-stufen beim Einspritzen

  • Und mein Eindruck von YUDO bestätigt sich nach deinen Aussagen erneut. Leider.

    Meine Erfahrung mit Anwendungstechnikern sei es von Heißkanalherstellern und auch Materialherstellern ist ähnlich: Kompetenz hält sich in Grenzen vom allgemeinen "0815-Spritzguss" ... sorry, gibt bestimmt auch (ganz seltene) Ausnahmen ....

  • Meine Erfahrung mit Anwendungstechnikern sei es von Heißkanalherstellern und auch Materialherstellern ist ähnlich: Kompetenz hält sich in Grenzen vom allgemeinen "0815-Spritzguss" ... sorry, gibt bestimmt auch (ganz seltene) Ausnahmen ....

    Anwendungstechniker ist das eine. Die Konstruktion die andere. Und bei dem was ich sehen durfte, war die Konstruktion mangelhaft. Es gab massive Mängel an der Konstruktion(keine natürliche Balancierung) und ähnliche Teile wurden nicht verwechslungssicher konstruiert. So gab es Umlenkstopfen, die verwechselt wurden und damit wurden 50% der Kavitäten nicht mehr gefüllt. Die Anwendungstechniker von YUDO haben alles versucht, aber ohne Erfolg, weil sie vom Konstruktionsfehler nichts wussten. Wurde dann alles bei YUDO Deutschland geändert, damit es wieder lief. Und jetzt kommt der Knaller. Nach diesem Vorfall wurde einige Zeit später ein zweites neues Werkzeug mit YUDO-HK geliefert. Mit exakt den gleichen Fehlern.

  • Also ich kenne aus meiner langjährigen Praxis eigentlich bei POM-Verarbeitung mit Voll-HK nur die Option mit NV ...

    meistens pneumatisch betätigte Nadeln ... funktioniert einwandfrei

    ohne NV hat man immer das Problem mit eingefroren, kalter Pfropfen, unkontrollierbarer Abriss, Nachlaufen und Fadenbildung


    dann doch lieber wenns um "Geldsparen" geht, mit Kaltkanalverteiler und Tunnelanguß .... und den Anguß gleich einmahlen

    und im Prozess wieder zumischen ... stellt bei POM eigentlich kein Problem dar

  • Behrens

    -3-Zonen-Standard, Durchmesser35mm verschleißgeschützt, Standard RSP

    -190-230°C

    -Düse190-180-180-180-180-65°C->Einzug = Temperaturen tief, da Wärmehaushalt WZ schlecht, möglichst wenig Wärme einbringen

    -Kopfdüse=190°C, Verteiler=180°C, Düse1=169°C, Düse2=178°C (Düsentemperatur differiert, Einschaltwert ist gleich ca.18%, Füllbild gleich)

    -35mm

    -errechnete Verweilzeit 160sek

    -45mm

    -30bar

    -6mm

    -4mm

    -8mm

    -36sek

    -80°C(Entformtemperatur des Teiles im Anschnittbereich 140°C gemessen mit FLIR-Kamera)

    -der Artikel ist gefüllt(gewogen habe ich ihn nicht ohne Nachdruck)

    -1,89sek

    -

    31,185,197 62,36 10,39 mm/s
    45,7341,58 13,51 8,315 mm
  • -Düse190-180-180-180-180-65°C->Einzug = Temperaturen tief, da Wärmehaushalt WZ schlecht, möglichst wenig Wärme einbringen

    DAS ist ein falsches Denken, denn mit der Wärme wird die *Qualität der Fließfreude* des Materials bestimmt. Ergo ist es für (die Ausformung) den Prozess fatal, wenn mit zu kaltem Material gearbeitet wird, bloß weil irgendwelche thermischen Werkzeugmängel vorhanden sind!

    Mein Vorschlag: Zylinder+Düse 220°-220°-204°-188°-172°-80° / Heisskanal: Komplett alles auf 210°


    Das Einspritzprofil erscheint mir wirklich ziemlich skurril =O Mein Vorschlag siehe Bild


    Profilempfehlung.jpg

  • Wie Eingangs beschrieben haben wir hier ein WZ mit thermischen Problemen.

    Die niedrige Massetemperatur hat die Entformtemperatur, also die Zykluszeit, nachweislich gesenkt.

    Ich bin hier in diesem Forum aktiver Leser und habe auch von Ihnen schon viel partizipiert Behrens. Ich persönlich halte mich hier immer zurück mit Ratschlägen, wenn es um Maschineneinstellungen geht. Mir ist es gelungen mit diesen Einstellungen verkaufbare Artikel herzustellen, der Prozess läuft stabil.

    Mir geht es in diesem Thread um die Fadenbildung an den Heißkanaldüsen. Und mit Verlaub bei 210°C Düsentemperatur könnte ich mit den Fäden eine Feinstrumpfhose stricken.
    Mit freundlichen Grüßen

  • Ich persönlich halte mich hier immer zurück mit Ratschlägen, wenn es um Maschineneinstellungen geht.

    Das ist aber nicht Sinn der Sache hier im Forum(!), jeder sollte "seine Tips/Ratschläge/Empfehlungen" frei äußern! Und wer sich hier durch Ratschläge "auf den Schlips getreten" fühlt ...... kein Kommentar ;) ;)


    Mir geht es in diesem Thread um die Fadenbildung an den Heißkanaldüsen.

    Die Fadenbildung war auch genau der Hintergrund des Vorschlags, denn wenn in ein Heißkanalsystem das aus dem Zylinder kommenden kältere Material thermisch auf eine höhere Temperatur kommt, dann entsteht durch die Aufwärmung während der Kühlzeit (Nachdruck + Kühlzeit) im Heisskanal, besonders aber in der Düse, eine gewisse "Lebendigkeit" im Material, was das Absiegeln erschwert! Übrigens liegt genau hierin (Zylinder zu kalt) sehr oft das Problem "Kaltpfropfen" und "Fäden" begründet. Hinzu kommt auch noch das Problem "schlechtes Entgasen bei Plastifizieren", was auch ein Versiegeln der Anspritzug/offene Düse erschwert, daher mein Vorschlag des Temperaturprofils beim Zylinder.


    Und mit Verlaub bei 210°C Düsentemperatur könnte ich mit den Fäden eine Feinstrumpfhose stricken.

    ... schon probiert? - ich meine die Temperaturen! ;)

    80°C(Entformtemperatur des Teiles

    Die könnte bei POM höher sein - locker über 100°.

    Die niedrige Massetemperatur hat die Entformtemperatur, also die Zykluszeit, nachweislich gesenkt.

    Warum so kalt entformen? Zyklus über *Kälteres Material/Zylinder und kältere Entformtemperatur* trimmen halte ich nciht für den richtigen Weg ....

  • Die könnte bei POM höher sein - locker über 100°.


    - Werkzeugtemperatur/Temperierung

    -80°C(Entformtemperatur des Teiles im Anschnittbereich 140°C gemessen mit FLIR-Kamera)

    Selbstverständlich hatte ich die Musterung mit Datenblattwerten, einem gleichmäßig abgestuften Temperaturprofil und Einspritzprofil begonnen. Da das Werkzeug aber wie schon erwähnt Probleme mit der Wärmeabfuhr hat hatte nach wenigen Zyklen >160°C Entformtemperatur und es gab Entformprobleme.

  • Moin zusammen,


    Variotherme Regelung von Heisskanaldüsen ist mir persönlich nicht bekannt.


    Auch auf die Gefahr hin, das ich jetzt böse Kommentare ernte, würde ich mir, wenn ich Prozessmäßig keine andere Lösung finde, Gedanken über eine Automasierte (!!) Nacharbeit machen.


    Ich hatte mal einen Fall mit einem PA 66 GF 30, das bei 220°C(!) immer noch Fäden zog. Der Heisskanal war einfach falsch ausgelegt und man wollte das System nicht ändern weil zu teuer. Also wurde der sind wir mit dem Roboter, der die Teile eh aus der Form genommen hatte, an einer Warmgasdüse vorbeigefahren und haben die Fäden mehr oder weniger aufgerollt. Hat über Jahre so funktioniert.


    Wichtig ist dann, das Problem im Pflichtenheft zu benennen und sich bei Nachfolge Werkzeugen, oder ähnlichen Werkzeugen, direkt Gedanken über eine ordentliche Lösung zu machen.


    Btw: zu kalte Masse erzeugt, dadurch das sie nicht "fließwillig" ist, teilweise unbeherrschbare Friktionswärme, besonders in engen Querschnitten wie Anschnitten/ Heisskanälen:


    Bitte nicht direkt wieder mit Steinen werfen ;) .


    Gruß Daniel

  • THOR diese Idee ist uns schon gekommen, wollten aber erst einmal versuchen die Fäden abzustellen.

    Das Werkzeug ist nicht auf unserem Mist gewachsen, spielen hier die Feuerwehr. Der vorherige Lieferant hatte aufgegeben. Wir befinden uns im Optimierungsprozess müssen aber gleichzeitig die Teileversorgung sicherstellen.

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