Nadelverschlusssystem + PA66 LGF30__Anfänger

  • Könnte mir ("dummer" Azubi) jemand diese negativen Folgen genauer erläutern?

    Reden wir da von inneren Spannungen und unerwünschten Orientierungen?

    Ja, in erster Linie bekommen die Teile durch zu hohe Verdichtung/-pressung innere Druckspannungen/Verpressungen. Vielleicht kann 1u21 hierzu aus Materialtechnischer Sicht das eine oder andere erläutern.

    Mir wird übrigens die Siegelpunktermittlung auch über das Wiegen beigebracht und so wollen die Prüfer das laut Ausbilder auch sehen.

    Hierzu lese bitte mal alle Beiträge unter Ausbildung 1995 versus Ausbildung 2020 vielleicht findest du dort die eine oder andere Antwort.


    Leider sind meine Vorgesetzen und Kollegen schnell eingeschnappt, wenn ich ihre Arbeitsweise kritisch hinterfrage.

    Dann sollten sie mal mein Seminar besuchen, um einen anderen Blick auf das Thema Spritzguss zu bekommen .... werden sie gewiss nicht tun, nach dem Motto: Habe ich immer so gemacht und ich mache das auch weiter so. ;) ;(

  • Streich das "dummer", da du Fragen stellst.


    Es sind unterschiedliche Aspekte. Idealweise wird die Kavität zu 100% mit abfallender Geschwindigkeit gefüllt und die Schnecke hat am Ende die Geschwindigkeit, die sich für den Nachdruck druckgesteuert einstellt. Wird nun die Kavität nur zu 98% gefüllt, funktioniert diese Art und Weise sehr häufig. Problem ist, dass es bei leichteren Materialschwankungen nicht mehr so funktioniert. Die Viskosität kann mal so hoch sein, dass der Fließwiderstand höher ist und der Nachdruck das Material nur komprimiert, anstatt die restlichen 2% zu füllen. Kunststoffe sind sehr gut komprimierbar und das führt dann zum Problem der unvollständig gefüllten Teile. Du kannst ja mal ganz ketzerisch fragen, warum es immer noch das Problem der unvollständig gefüllten Teile gibt, wenn doch das Restfüllen mit Nachdruck so gut funktionieren soll. Hab ich damals immer so gemacht, wenn mir jemand hoch und heilig versichert hat, dass so die Reklamationen für unvollständig gefüllte Teile zuverlässig vermieden werden könne. Einmal darfst du raten was mir danach nie wieder versprochen wurde.

    Ein anderer Aspekt sind Oberflächenfehler. Je nach Artikel kann es passieren, dass man schon die eingefrorene Randschicht, die normalerweise haften sollte, ablöst und diese sich bewegt. Das hängt damit zusammen, dass der Rest des Artikels noch etwas fließen kann und somit ein Druckgefälle vorliegt. Vermieden wird dies nur mit einer vollständig gefüllten Kavität.


    Bei der Siegelzeit über Gewicht, wird einfach die Kavität mit so viel Material voll gemacht, dass das Werkzeug gerade so nicht atmet und der Heißkanal nicht überspritzt. Problem ist hier auch die Komprimierbarkeit des Materials, da der schmelzeflüssige Kern einfach überladen wird und der Artikel nach Entformung sich dann "aufbläht". Irgendwie muss der Kunststoff entspannen. Das ist eine deutlich Mehrbelastung des Werkzeugs und kostet unnötig Geld, da der Kunststoffverbrauch hoch geht und der Kunde zahlt das nicht.


    Beides Themen, die sich mittels Sensorik erschlagen lassen. Da kann ich nur die Schulung von Behrens für empfehlen, da er einem das praktisch nahe bringt. Und wer dann noch mehr wissen will, ist bei mir genau richtig, da ich die Theorie erkläre.


    Schulungstermine von Hans-Heinrich Behrens

    Mein Online-Schulungsangebot

    Edit: Es gibt auch Spannungen, aber das ist weitaus komplizierter zu erklären nur via Text.

  • Beides Themen, die sich mittels Sensorik erschlagen lassen. Da kann ich nur die Schulung von Behrens für empfehlen, da er einem das praktisch nahe bringt. Und wer dann noch mehr wissen will, ist bei mir genau richtig, da ich die Theorie erkläre.


    Schulungstermine von Hans-Heinrich Behrens

    Mein Online-Schulungsangebot

    Die Schulung bei Herrn Behrens ist schon gebucht :thumbup:

  • Aber auch über deine Schulung werde ich definitiv nachdenken, sobald die finanziellen Mittel bei mir vorhanden sind. Sieht alles sehr Interessant aus :thumbup:

    Kein Stress. Gönn dir erstmal die Schulung von Behrens und wende das Wissen erstmal an. Was in der Ausbildung vermittelt wird, ist recht wenig im Vergleich zu dem, was du in den zwei Tagen lernst und später bei mir. Ich krempele die Denkweise komplett um und das braucht auch Zeit das Wissen sacken zu lassen.

  • [...]

    - Siegelpunkt über Gewicht ermitteln, : Dieses stammt noch aus der "Spritzguss-Steinzeit" (habe ich noch erlebt ;) ), als die SGMs noch ungenaue "Hydraulikaggregate" waren. Man glaubte, wenn man so lange nachdrückt, bis die Anspritzung versiegelt ist, dann kann kein Material aus der Kavität zurück und es wir "Einfall" verhindert ... soweit ja zu der Zeit auch nicht verkehrt gedacht. Ergebnis dieser Arbeitsweise ist jedoch: Komplette Überladung, auch heute noch mit all ihren negativen Folgen!!!

    Die heutigen Maschinen (auch wenn sie schon 20 Jahre alt sind!) haben ein ganz anderes präzises Regel- und Steuerungsverhalten, sie sind extrem präziese auch in ihrer Reproduzierbarkeit, was zum Vorteil hat, dass das Formteil mit der nur notwendigen Ausformverdichtung entsteht - wenn man's kann! Zudem wird der Werkzeugstress (hohe Wartungskosten) und der Energieverbrauch -Kosten) erheblich gesenkt. :!:

    [...]

    Diese Vorgehensweise halte ich gerade bei technischen Teilen auch für sehr gewagt: einige steife Kunststoffe bilden eine so harte Randschicht aus, dass Schwindung und Materialmangel im inneren nicht zu einfall führt, sondern schlicht zu teils massiver Ausbildung von Lunkern - von außen ist nichts zu erkennen, aber im inneren habe ich eine Vielzahl von Risskeimen und weniger Wandstärke als erwartet.

  • Diese Vorgehensweise halte ich gerade bei technischen Teilen auch für sehr gewagt: einige steife Kunststoffe bilden eine so harte Randschicht aus, dass Schwindung und Materialmangel im inneren nicht zu einfall führt, sondern schlicht zu teils massiver Ausbildung von Lunkern - von außen ist nichts zu erkennen, aber im inneren habe ich eine Vielzahl von Risskeimen und weniger Wandstärke als erwartet.

    Genau dieses Problem mit den Lunkern haben wir auch bei einem dickwandigen POM Artikel.

    Wir versuchen das mit hohen und langen Nachdrücken zu bekämpfen. Ist das also der falsche Weg?

    Mir hat man erklärt, dass die Lunker zu stande kommen weil wir nicht genug nachdrücken und die erstarrende Randschicht dann das Material aus dem Inneren "zieht".


    Noch eine Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen Lunkern und Vakuolen?

  • - Siegelpunkt über Gewicht ermitteln, : Dieses stammt noch aus der "Spritzguss-Steinzeit" (habe ich noch erlebt ;) ), als die SGMs noch ungenaue "Hydraulikaggregate" waren. Man glaubte, wenn man so lange nachdrückt, bis die Anspritzung versiegelt ist, dann kann kein Material aus der Kavität zurück und es wir "Einfall" verhindert ... soweit ja zu der Zeit auch nicht verkehrt gedacht. Ergebnis dieser Arbeitsweise ist jedoch: Komplette Überladung, auch heute noch mit all ihren negativen Folgen!!!

    Die heutigen Maschinen (auch wenn sie schon 20 Jahre alt sind!) haben ein ganz anderes präzises Regel- und Steuerungsverhalten, sie sind extrem präziese auch in ihrer Reproduzierbarkeit, was zum Vorteil hat, dass das Formteil mit der nur notwendigen Ausformverdichtung entsteht - wenn man's kann! Zudem wird der Werkzeugstress (hohe Wartungskosten) und der Energieverbrauch -Kosten) erheblich gesenkt. :!:

    ich halte dieses Vorgehen für nicht zielführend bei anspruchslosen Teilen mag dies ja anwendbar sein, aber ich bin Beispielsweise in der Medizintechnik tätig, hier wird sehr stark auf die Sicherheit in Sachen Maß und auch Gewicht Stabilität geachtet.

    Bei einem nicht erreichten Siegelpunkt kann (muss nicht) das Gewicht schon sehr stark schwanken.

    Außerdem damit man dieses ganzen intelligenten Programme nutzen kann muss zuvor ja ein stabiler Prozess gefunden werden.

    Vor allem ältere Maschinen die unterumständen viel mit öl lecken, verlieren ja sowieso an Genauigkeit etc.

    Um die 100% Prozentige Genauigkeit zu haben braucht man in meinen Augen eh Elektrische Maschinen.

  • [...]

    Noch eine Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen Lunkern und Vakuolen?

    ist das gleiche.

    Beide sind, wie du richtig schriebst, luftleere (Vakuum) Hohlräume im Inneren des Bauteils, die durch die Schwindungskräfte "aufgezogen" werden.

    Da der Kunststoff jedoch für Gase nicht Diffusionsdicht ist, füllen diese sich binnen weniger Minuten oder Stunden mit umgebenden Athmosphärengasen (idR. Luft)

  • Bei einem nicht erreichten Siegelpunkt kann (muss nicht) das Gewicht schon sehr stark schwanken.

    HONY , wenn du in der so "glorifizierten" anspruchsvollen Medinzintechnik tätig bist, gehe ich davon aus, dass ihr mindestens die Prozesse mit Werkzeuginnendruck REGELT und überwacht, somit ist es doch kein Problem, fülltechnisch Maße und Gewichte einzuhalten?!!

    Zudem geht es nicht darum, OHNE SIEGELPUNKT zu arbeiten, entscheidend ist aber der SIEGELPUNKT AM FORMTEIL und nicht am Anspritzpukt!


  • Genau dieses Problem mit den Lunkern haben wir auch bei einem dickwandigen POM Artikel.

    Wir versuchen das mit hohen und langen Nachdrücken zu bekämpfen. Ist das also der falsche Weg?

    Mir hat man erklärt, dass die Lunker zu stande kommen weil wir nicht genug nachdrücken und die erstarrende Randschicht dann das Material aus dem Inneren "zieht".


    Noch eine Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen Lunkern und Vakuolen?

    POM gehört zu den teilkristallinen Kunststoffen und Lunker/Vakuolen entstehen dadurch verstärkt, wenn die Temperierung nicht stimmt. Gebe ich dem Kunststoff zu viel Zeit, sprich langsame Abkühlung, wird der Kristallanteil massiv wachsen, aber das Gewicht bleibt weiterhin gleich. Die Randschicht "zieht" das Material aus dem Kern, weil dieser am wärmsten ist und nachgibt. Wenn ich das Problem lösen will, muss ich die Temperierung anfassen. Die sorgt für eine kontrollierte Abkühlgeschwindigkeit und man kann den Kristallanteil einstellen. Wie diese aufgebaut sein muss, erkläre ich in meiner Schulung, weil das etwas umfangreicher ist. Alternativ einfach mich direkt ansprechen, wenn es dringend ist.

  • muss zuvor ja ein stabiler Prozess gefunden werden.

    Das setzt man doch (besonders bei der Medizintechnik) aber auch voraus, oder? Wer dazu nicht in der Lage ist, muss natürlich die Kavitäten bis zum Anschlag mit Anspritzversiegelung "volldrücken". Zudem ist es bei Heisskanal-Direktanspritzung ohnehin ein No-Go, die Nachdruckzeit über Anspritzversiegelung zu ermitteln!


    Vor allem ältere Maschinen die unterumständen viel mit öl lecken

    Solche Zustände sollten in Spritzereien im 21ten-Jahrhundert zumindest in der Medizintechnik nicht mehr vorhanden sein .....


    Um die 100% Prozentige Genauigkeit zu haben braucht man in meinen Augen eh Elektrische Maschinen.

    Dieses ist ein Mythos, ja totaler Unsinn!! Jeder der den Spritzgussprozess versteht, der weiß auch, dass die Maschinen-Präzision physikalisch an der Schneckenspitze endet! :!: :!:

    Dieser Mythos mit den elektrischen Maschinen hat sich in der Krise 2008/2009 als Marketing-Tsunami der Maschinenbauer (die zu der Zeit keine Maschinen mehr verkauft haben) über die Spritzgießer ergossen! Und die gläubigen Spritzgießer fallen weiterhin drauf rein. Besonders waren dann als Überzeugungshilfe auch Prozessvergleiche alt/neu mit viel Engineering im Technikum der Hersteller beliebt ... und dann kam noch das abgedroschene Thema "Energieeinsparung" hinzu ... ;) :D

    Mir soll doch endlich mal jemand erklären, warum die Spritzgießer trotz inzwischen sooo vieler E-Maschinen immer noch die hohe Anzahl von GLEICHEN Fehlerbildern wie vor 30 Jahren haben - auch auf E-Maschinen?!

  • Diese Vorgehensweise halte ich gerade bei technischen Teilen auch für sehr gewagt: einige steife Kunststoffe bilden eine so harte Randschicht aus, dass Schwindung und Materialmangel im inneren nicht zu einfall führt, sondern schlicht zu teils massiver Ausbildung von Lunkern - von außen ist nichts zu erkennen, aber im inneren habe ich eine Vielzahl von Risskeimen und weniger Wandstärke als erwartet.

    Dieses hängt mit dem richtigen Zusammenspiel "Druck und Temperatur" zusammen. Ist ganz einfach: Zwischen Schneckenvorraum (Druckursache) und Kavität (Druckwirkung) gibt es eine "Lebensader", die "Plastische Seele", als Druckübertragung. Wenn nun zwischen dem am längsten "lebenden" Bereich der Plastischen Seele in der Kavität und dem Schneckenvorraum die "Lebensader" stirbt (versiegelt), schwindet der Hotspot-Bereich in der Kavität weiter und es entsteht wie auch von 1u21 schon beschrieben, ein Lunker/Vakuole (= Volumenverlust) innen im Formteil (=Unterladung).

    Hier hilft nicht mehr Kälte ins Werkzeug, sondern mehr Wärme! Fatal ist immer die Lösung "Nachdruck erhöhen" .... Leider lösen die Spritzgießer immer wieder Ausformprobleme reflexartig über DRUCK .... ;) ;(

    Daher ist es auch wichtig, mit Wärmebildern zu arbeiten, es sollte wirklich langsam Standard sein, und das Serienbegleitend (Wärmebildabgleich in Prüfprotokolle aufnehmen) und nicht nur bei Musterung oder bei Problemen!!! :!:

  • Wenn nun zwischen dem am längsten "lebenden" Bereich der Plastischen Seele in der Kavität und dem Schneckenvorraum die "Lebensader" stirbt (versiegelt), schwindet der Hotspot-Bereich in der Kavität weiter und es entsteht wie auch von 1u21 schon beschrieben, ein Lunker/Vakuole (= Volumenverlust) innen im Formteil (=Unterladung).

    Können Sie das eventuell näher Erläutern, mir fällt es schwer das zu verstehen. Was ist zum Beispiel mit Hotspot gemeint?


    Wenn der Anschnitt versiegelt ist, dürfte doch eigentlich keine Verarbeitungsschwindung im inneren des Formteils mehr auftreten, oder habe ich da einen Denkfehler?

  • Können Sie das eventuell näher Erläutern, mir fällt es schwer das zu verstehen. Was ist zum Beispiel mit Hotspot gemeint?


    Wenn der Anschnitt versiegelt ist, dürfte doch eigentlich keine Verarbeitungsschwindung im inneren des Formteils mehr auftreten, oder habe ich da einen Denkfehler?

    Darauf gehe ich ohnehin beim Seminar ein, da ist's für dich auch leichter, weil ich intensiv mit Flipchart (bebilderung) arbeite.

    Hotspot = Heissbereich ... kann man mit Wärmebildkamera erkennen

    Schau hier mal rein https://www.developmentscout.c…fehler-beim-spritzgiessen

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