Maschinenstundensatz: Stromverbrauch über Zyklus

  • Hallo zusammen,


    ich beschäftige mich mit den variablen Kosten einer Spritzgussmaschine.
    Hat jemand vielleicht ein Diagramm, aus denen die Leistungsaufnahme in KW während eines typischen Spritzgusszyklus schematisch hervorgeht? Meine Annahme ist, dass die Leistungsaufnahme während des Einspritzvorgangs maximal sein müsste und zum Ende des Zyklus auf ein Minimum absinkt. Ich wäre für so eine Visualisierung sehr dankbar.


    Grüsse

  • Sers,


    1. Den typischen Spritzgusszyklus gibt es nicht.
    2. Der Energieverbrauch hängt von sehr vielen Faktoren wie, art er Maschine ( Hydraulisch,Elektrisch), Material, Materialverbrauch pro Stunde, Einspritzgeschwindigkeit, Einspritzdruck, Nachdruckzeit, Temperaturen usw ab.
    3. Am besten du fragst den Maschinenhersteller. Die haben alle ein Programm mit dem man, bei den angegebenen Faktoren, einen Energieverbauch entweder in kw pro Stunde oder in kw pro kg Material, errechnen kann.
    4. Alles andere ist Raten und führt zu nichts.


    LG

  • Hallo @Cmaximus,


    Die variablen Kosten einer Spritzgussmaschine hängen von sehr vielen Parametern ab. Den Verlauf, den du hier beschreibst, gibt es so nicht. Das hat @Ralle01 schon gut beschrieben.


    Bei meiner Bachelorarbeit habe ich den Energiebedarf eines Spritzgussprozesses zerlegt, analysiert und in einer Formel beschrieben, die am Ende zwei DIN A4-Seiten lang ist. Das war auch nur die vereinfachte Variante. Neben den schon aufgeführten Faktoren kommen noch Artikelgeometrie, Angussgeometrie, Temperierung im Werkzeug, Schneckengeometrie und noch weitere Faktoren dazu.


    Was ist das Ziel deiner Betrachtung?


    Gruß
    Juri

  • Danke für eure Kommentare.


    Maßgeblich für die Berechnung der variablen Kosten innerhalb des Maschinenstundensatzes ist die Leistungsausnutzung. In der Regel wird mit einem Anschlusswert der Maschine z.B. 82 kW und einer Leistungsausnutzung gerechnet (Beispiel: 60%). Dies würde bedeuten, dass die maximale Leistung von 82 kW in 60% der theoretischen Kapazität der Maschine abgefragt wird.


    Die 60% gilt es zu erklären. Die visuelle Form ist dabei sicherlich die einfachste Variante. Das jede Maschine eine andere Leistungsausnutzung hat ist verständlich.


    Grüsse

  • Wenn du nur am Beleg dieser Zahl interessiert bist, wäre die pragmatische Lösung mit eurer Instandhaltung zu sprechen, ob sie mit einer Strommesszange an der Maschine die Leistungaufnahme während mehrerer Zyklen messen kann. Mit schnell reagierenden Geräten ist eine genau Kurvenmodellierung möglich und du hast deine gewünschte visuelle Form. Dann verläuft der Spritzgussprozess für dich als eine Blackbox, wo man nur die Eingangs- und Ausgangsgrößen kennt, aber nicht den Zusammenhang zwischen Ausgang und Eingang.

  • Das sehe ich auch so. Allerdings sind es unsere Lieferanten, von denen wir Kunststoffspritzgussteile beschaffen - daher ist die Erstellung ein solchen Diagramms bei uns nicht möglich.

  • Preis drücken ;)

    Dann aber bitte mit Verstand. Erstmal schauen, wo am Artikel noch Schwächen sind, wo noch Schwächen am Werkzeug sind und am Ende am Prozess. Der beste Prozess wird aus einem Billigwerkzeug nicht eine Null-Fehler-Produktion holen und das beste Werkzeug wird nie die Schwächen einer Artikelkonstruktion ausgleichen können.

  • bitte keine Unterstellungen. "Preis drücken" steht hier nicht im Fokus. in der heutigen Zeit geht es um Transparenz in der Wertschöpfungskette statt einseitige Bereicherungen.

  • Dann ist also das Ziel "Transparenz schaffen".


    Wie sollte solch eine Transparenz nicht aussehen?
    Aus dem Bereich Automotive kenne ich das Vorgehen so, dass die Automobilhersteller eine vollständige Offenlegung aller Kosten für den Herstellprozess sehen wollen. Da ist dann auch aufgeführt welche Marge der Lieferant hat und man setzt da an. Dann wird der Preis so lange gedrückt, dass der Lieferant entweder mit keiner Marge oder minimaler Marge arbeitet. Bei keiner Marge kann der Lieferant sich kein finanzielles Polster aufbauen und hat somit kein oder kaum Spielraum bei unvorhersehbaren Ereignisse, wie Defekt am Werkzeug. Die Produktion ist gefährdet und bei Lieferverzug drohen Strafzahlungen in irrwitziger Höhe und Schließung des Betriebs.
    Ich kenne genug Beispiele verschiedener Zulieferer, wo es genauso abläuft. Es gibt auch genug Berichte in den Medien, wo Automobilhersteller ihren Zulieferern unter die Arme greifen, weil sonst vollständiger Bandstillstand droht und beim Zulieferer auch nicht mehr viel zu holen ist.


    Wie kann solch eine Transparenz aussehen?
    Der Zulieferer legt offen, wie der Herstellprozess aussieht und was jeder Schritt kostet. Ebenso definiert der Zulieferer eine Marge, die ihm Spielraum für unerwartete Kosten und interne Entwicklung bietet. Zeitgleich verpflichtet sich der Zulieferer seinen Prozess auf weiteres Einsparpotential bezüglich der Herstellkosten zu überprüfen. Die Hälfte des Einsparpotentials bleibt beim Zulieferer, die andere Hälfte erhält der Kunde. Die Marge aus der Ausgangskalkulation wird stückweise pro Jahr gesenkt. Übersteigt die Ersparnis die Reduktion der Marge, haben beide Seiten einen Vorteil.
    Der Kunde legt auch seine Kalkulation offen. Dann wird auch für den Zulieferer klar, wo die Reise in Zukunft hingeht und es lassen sich auch andere Einsparmöglichkeiten finden.
    So können beide Seiten von der Transparenz profitieren, weil man mit offenen Karten spielt und auch klar Kommunizieren kann.


    Ich kann Controller und Einkäufer verstehen, dass man die eigenen Kosten reduzieren will. Das sollte aber mit Verstand passieren und die Ziele müssen realistisch sein. Wenn Ziele formuliert werden, die eine Effizient von 110% benötigen, dann sind diese Ziele unrealistisch und nicht erfüllbar. Damit realistische Ziele formuliert werden können, ist eine technische Basis auch für Controller und Einkäufer notwendig. Mit dieser technischen Basis ist auch eine Kommunikation mit der technischen Basis möglich und es können alle am gleichen Strang ziehen und nicht jeder in einer andere Richtung.


    Nachtrag:
    Bedingt durch die Erfahrung, dass Automobilhersteller gerne die Preise unter die Schmerzgrenze drücken und nur Wert auf einseitige Transparenz legen, kommt sehr schnell der Gedanke, dass man den Einkaufspreis drücken will. Deswegen auch meine zweimalige Frage was dein Ziel ist. Erst wenn von beiden Seiten die Transparenz gegeben ist, kann die Kommunikation auch ordentlich stattfinden. Vorher bestehen Interpretationsmöglichkeiten und die technische Basis wird die Möglichkeiten nehmen, die der Erfahrung entspricht.

  • DAVID VS GOLIATH

    [Blocked Image: https://www.vertriebsberatung-…4/01/david-vs-goliath.png]
    von Harald Schatz
    ASIN B01M0V927D
    Die Gepflogenheiten in den Geschäftsbeziehungen
    zwischen Automobilherstellern und ihren Zulieferern


    Sehr zu empfehlende Literatur...


    Entschuldigung, diese Transparenz kenne ich und die darauf folgenden Diskussionen mit Kunden, die leider überhaupt nicht wissen, wovon sie reden.


    Da Sie, @Cmaximus, hier auf viele fachkundige Leute terffen nehmen sie sich bitte den mehrfach genannten Rat an und versuchen Sie bei Ihrem dann nur Dinge zu "transparenzieren" und zu diskutieren, in die Sie dann auch den vollen Einblick haben...

  • [...] Meine Annahme ist, dass die Leistungsaufnahme während des Einspritzvorgangs maximal sein müsste [...]

    Deine Annahme ist falsch.
    Die meiste Energie benötigt im Spritzgussprozess das Plastifizieren.

    Klares JAIN, beide Aussagen sind richtig:
    Die LEISTUNGsaufnahme ist beim Einspritzen maximal, also die benötigte Energie pro Zeiteinheit (Schneckenkolbenvorschub, Werkzeugzuhaltekraft und Düsenanlagekraft wirken bei hydraulischer Anlage). Da dieser Prozessschritt jedoch extrem kurz ist, ist der (Gesamt-)Energiebedarf beim Plastifizieren größer, jedoch meist mit etwas geringerer Energieaufnahme über eine vielfach längere Zeit.

  • Zitat
    "Der Zulieferer legt offen, wie der Herstellprozess aussieht und was jeder Schritt kostet"


    Warum eigentlich nur der Zulieferer?
    Warum legen nicht im Gegenzug die Auftraggeber (hauptsächlich OEM`s) ihre Kalkulation offen?
    Deren Marge wäre im Zuge dieser Diskussion (eigentlich ist es ja eher ein Diktat) bestimmt auch höchst interessant
    Gruß
    Hans

  • Hallo Cmaximus,


    Willkommen im Forum.


    Grundsätzlich ist während der Plastifizierung die Leistungsaufnahme am größten,
    Liegt aber auch im zusammenspiel mit Temperaturen, dosiergeschwindigkeiten, Dosiervolumen, Isolierung einer Spritzeinheit,
    , neben der permanenten Leistungsaufnahme der Heizung-Bänder am Aggregat.


    Weiter ist hier auch immer zu beachten , wie eine SGM in einem Zyklus eingestellt ist.
    Auch das sind wesentliche Parameter, die man nicht ausser acht lassen sollte.


    Je weicher und flüssiger eine SGM eingestellt ist,
    um so optimaler ist auch die Leistungsaufnahme.


    Somit kann man hier keine pauschale Aussage treffen.


    Jeder Prozess ist individuell und muss somit individuell betrachtet werden.


    Grüße

  • Lies mal bitte weiter...

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